„Als ich eines Tages durch die Stadt ging, kam ich zu einer Stelle, an der gerade ein Haus abgerissen wurde.

Unwillkürlich musste ich, wie viele andere mit mir, stehen bleiben.

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Mauern, diese rohen Mauern …

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So ein halbes Haus hat eine magische Anziehung. So ein halbes Haus, das ist der Ausgangspunkt zu meinem Film.

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Ein Haus zu errichten, braucht Wochen, Monate, wenn nicht sogar manchmal Jahre. Dann kommt irgendwann ein Kran und mit wenigen Schlägen der Abrissbirne wird das, was so mühsam errichtet wurde, plötzlich zu Schutt und Asche …

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Vergänglichkeit … ist es das, was uns stehenbleiben lässt und staunen?

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Ein halbes Haus … ein Abbruch.

Viele halbe Häuser … ein Krieg.

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Wir kennen dieses Bild, wenn nicht aus der eigenen Erinnerung, dann vom Bildschirm, den Zeitungen, den Nachrichten …

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Mauern, die keinen Schutz mehr bieten. Dächer, die nichts mehr überdachen. Türen, durch die niemand mehr geht. Fenster, an denen niemand mehr lehnt. Mobiliar, das irgendwo verlassen auf der Straße steht.

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Krieg und seine Überreste … ist es das, was uns stehenbleiben lässt und staunen?

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Ein Haus bietet Schutz vor der Außenwelt, Schutz vor Wind und Wetter, Schutz vor Unruhe und Belästigung, Schutz vor neugierigen Blicken … Ein Schutz, der manchmal zur Fassade wird. Ein Schutz, der nicht mehr schützt, der einengt, Grenzen zieht, Hass und Zwietracht säht.

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Ein halbes Haus, das bietet Einblick, stößt Türen auf, die sonst verschlossen waren, macht sichtbar, was zuvor verborgen blieb, lässt hinter die `Fassade´ blicken … ist es das, was uns stehenbleiben lässt und staunen?

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Mauern, diese rohen Mauern …

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Erinnerungen an ein großes Ereignis – eine andere Mauer – eine viel Gewaltigere … eine, die man für viel beständiger hielt, die dennoch so endete, wie diese.

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Die Mauer … ist es das, was uns stehenbleiben lässt und staunen?

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… und wie ist es mit den vielen, vielen Mauern in uns? Die Grenzen, die wir uns und anderen setzen? Diese Mauern, die wir errichten, um nicht verletzt zu werden … sind sie es, die uns stehenbleiben lassen und staunen?

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So ein Abbruch hat seine Faszination, wirft Fragen auf, Erinnerungen … lässt unwillkürlich stehenbleiben und betrachten. Diese Ästhetik der Gewalt … auch das ist ein Abbruch.

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Gedankenversunken ging ich weiter. Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, da hörte ich ein lautes Getöse. Ich blickte auf. Vor mir schoben sich aus der Erde dicke Eisenstangen und vernetzten sich in der Höhe zu einem undurchsichtigen Geflecht. Pfeiler ragten aus der Erde, auf denen Betonplatten ruhten und Stockwerke markierten. Arbeiter hingen in den Gerüsten, hämmerten, schraubten, nagelten, schmierten Mörtel in Fugen. Kräne drehten sich und hievten Eisenstangen und Betonplatten in die Höhe. Lastwägen kamen und fuhren wieder, brachten neues Material, neue Stangen, neue Platten … für dieses neue Haus.

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Keine fünf Minuten auseinander, ein Abbruch und ein Neubau. Keine fünf Minuten auseinander, Tod und neues Leben … war es das, was mich stehenbleiben ließ und staunen?“